Wechseljahre natürlich behandeln

Wechseljahre natürlich behandeln

Ursula Heitz
von Ursula Heitz

Lange Zeit galten die Hormonpräparate als Standardtherapie bei Wechseljahrbeschwerden. Je länger je mehr werden diese aber wegen möglichen Nebenwirkungen nicht mehr toleriert und die selbst bestimmte und informierte Frau ist auf der Suche nach einer alternativen Behandlungsmöglichkeit von Wechseljahrbeschwerden. In der Naturheilkunde kennen wir viele Mittel, die bei unterschiedlichen Symptomen Hilfe leisten können.

In diesem Artikel erfährst du, mit welchen natürlichen Mitteln du die Symptome der Wechseljahre lindern kannst.

Prämenopause: Progesteronmangel unterstützen

Die ersten spürbaren Veränderungen der Wechseljahre sind eine Folge vom Rückgang des Progesteronspiegels. Das Hormon Progesteron wird vor allem in der 2. Zyklushälfte und in der Schwangerschaft gebildet. Wenn das Gleichgewicht zwischen Östrogen und Progesteron nicht mehr stimmt, kommt es zu den ersten Wechseljahrbeschwerden anfangs vierzig. Symptome wie Zyklusschwankungen, verstärkte Blutungen, Brustspannen, Wassereinlagerungen, Stimmungsschwankungen, Kopfschmerzen oder kalte Hände und Füsse sind typisch für diese Zeit.

Mit diesen Pflanzen kannst du den Progesteronspiegel unterstützen:

  • Mönchspfeffer (Vitex agnus castus): Der Mönchspfeffer wird vor allem in der 2. Zyklushälfte angewendet, wo es den Progesteronspiegel günstig beeinflusst. Der Mönchspfeffer hilft bei Zyklusstörungen und allen Beschwerden, die im Zusammenhang mit dem prämenstruellem Syndrom auftreten. Mönchspfeffer profitiert von den Synergien mit anderen Pflanzen und wird am besten in einer Kombination mit weiteren Frauenpflanzen als Tee oder Tinktur angewendet.
  • Frauenmantel (Alchemilla vulgaris): Wie es der Name schon sagt, kann der Frauenmantel fast alle Frauenleiden günstig beeinflussen. Ob bei Menstruationskrämpfen, Zyklusunregelmässigkeiten oder bei Stimmungstief – der Frauenmantel gehört in jede Mischung für die Frau sei es als Tee, Tinktur oder in spagyrischer Form.
  • Schafgarbe (Achillea millefolium): Die Schafgarbe unterstützt den Darm und die Leber und hat so einen positiven Einfluss auf den Stoffwechsel. In der Frauenheilkunde wird sie gerne eingesetzt bei Menstruationskrämpfen, übermässigen Blutungen und allgemein zum Ausgleich der Hormone  verwenden. In Form von Tee, Tinktur oder Spagyrik kann sie einzeln oder in Mischungen eingesetzt werden. Die Schafgarbe hilft auch äusserlich angewendet als Leberwickel zur Unterstützung der körperlichen Entgiftung.
  • Yamswurzel (Dioscorea villosa): Die Yamswurzel hat eine progesterone Wirkung und wird währen den Wechseljahren vor allem in Form von Salben oder Crème verwendet. Ihre Wirkstoffe werden gut über die Haut aufgenommen. Die Yamswurzel wird hauptsächlich in der 2. Zyklushälfte bei PMS-Beschwerden wie Brustspannen, lange und starke Blutungen und Stimmungsschwankungen eingesetzt. Die Crème kann an folgenden Stellen aufgetragen werden: Innenseite der Oberschenkel, Ellenbogenbeuge oder auf der Innenseite der Brust.

Perimenopause: Östrogenspiegel nimmt ab

In der 2. Phase der Wechseljahre beginnt der Östrogenspiegel ebenfalls zu sinken. Dies geschieht nicht linear sondern kann sehr schwankend von statten gehen; siehe dazu den Artikel «Wechseljahre was ist das». Durch das Auf und Ab des Hormons entstehen sogenannte Hormontäler, die bei Frauen zu den typischen Symptomen wie Hitzewallungen, Herzrasen, Schlafstörungen, Gelenkschmerzen oder trockenen Schleimhäuten führen kann.

Mit diesen pflanzlichen Naturheilmitteln kannst du die Folgen einen Östrogenmangels ausgleichen:

  • Traubensilberkerze (Cimicifuga racemosa): die Inhaltstoffe der Traubensilberkerze wirken östrogenartig und können so bei den oben beschriebenen Beschwerden der Perimenopause eingesetzt werden (z.B. bei Hitzewallungen, Gelenkschmerzen, Nervosität). Cimicifuga kann als Tinkur, Sagyrik oder als Tee eingenommen werden. Es sind auch einige Ferigpräparate in Form von Tabletten in der Drogerie oder Apotheke erhältlich.
  • Rotklee (Trifolium pratense): Ist bei uns auf fast jeder Wiese anzutreffen. Auch der Rotklee wirkt östrogenartig, steigert das Wohlbefinden und beugt den Knochenabbau vor. Rotklee wirkt innerlich und äusserlich verjüngend und wird auch bei trockenen Vaginalschleimhäuten als Crème eingesetzt. Man kann Rotklee in Form von Tropfen, Tee, Tabletten und äusserlich in Vaginalzäpfchen oder als Vaginalcrème anwenden.
  • Granatapfel (Punica granatum): Vom Granatapfel werden die Früchte verwendet. Die Granatapfelsamen wirken östrogenartig und bewahren die Jugendlichkeit. Granatapfel sollte über die Nahrung eingenommen werden in Form der frischen Früchte, des Saftes oder des Granatapfelsamenöls. Es gibt auch Nahrungsergänzungsmittel mit Granatapfel. Äusserlich eignet sich das Granatapfelsamenöl sehr gut bei trockenen Vaginalschleimhäuten oder in Produkten für die straffende Pflege der Haut.
  • Hopfen (Humulus lupulus): Hopfen hat eine östrogenartige und eine beruhigende Wirkung. Seine Bitterstoffe helfen der Verdauung und erwärmen Leber, Milz und Nerven. Während den Wechseljahren wird er vor allem bei nervösen Beschwerden und bei Schlafstörungen eingesetzt. Hopfen wird in Form von Tinktur, Spagyrik oder in Teemischungen eingenommen. Er ist auch in Fertigarzneien in Form von Tabletten oder Kapseln erhältlich.
  • Leinsamen (Linum usitatissmum): Der Leinsamen enthält Lignane, die gehören zu den sogenannten Phytoöstrogenen und können den Symptomen eines Östrogenmangels entgegen wirken. Das Leinsamenöl ist ein sehr hochwertiges Öl, welches reich an Alpha-Linolensäure (Omega-3) ist und einen positiven Effekt auf erhöhte Blutfettwerte wie z.B. Cholesterin haben kann. Der Leinsamen enthält sowohl Schleim- als auch Ballaststoffe und unterstützt unseren Darm sowohl bei Verstopfung (genügend trinken!) als auch bei trockenen Schleimhäuten. Die Leinsamen können in den täglichen Speiseplan integriert werden zB. In Form der Budwig-Crème oder in Müesli. Das Leinsamenöl eignet sich gut für Salatsaucen. Dieses Öl ist hitzeempfindlich und nicht zum Braten geeinet.
  • Salbei (Salvia officinalis): In den Wechseljahren wird vom Salbei die östrogenregulierende und schweisshemmende Wirkung genutzt. Bei Schweissausbrüchen tagsüber oder in der Nacht ist er ein zuverlässiger Helfer in Form von Tropfen, Tee oder Tabletten.
  • Rhapontikrhabarber (Rheum rhapontium): Die Rhapontikrhabarberwurzel hat eine östrogene Wirkung und wird sowohl innerlich als Extrakt oder Tablette als auch in befeuchtenden Vaginalcrème oder Vaginalzäpfchen eingesetzt.
  • Soja (Glycine hipsida): Soja wirkt östrogenartig, verjüngend, konzentrationsfördernd, feuchtigkeitsspendend und kann Blutfette und Cholesterin senken. Der Soja kann zur Linderung von leichten Wechseljahrbeschwerden eingenommen werden. Am besten baust du Soja in den Speiseplan ein in Form von Sojabohnen, -milch, -sauce als Tofu oder Miso. Achte darauf, Soja in gentechfreier Bio-Qualität einzukauen. Soja ist nicht geeignet für Personen mit einer Sojaallergie

Starke Blutungen

Starke Blutungen kommen in den Wechseljahren häufig vor. Sie können ungewöhnlich lange andauern, besonders stark oder sehr unregelmässig sein. Keine Angst - das ist in dieser Phase nicht ungewöhnlich. Es trifft meist aufgrund eines Progesteronmangels und gleichzeitiger Östrogendominanz auf.

Gegen starke Blutungen hilft Hirtentäschelkraut (Capsella bursa-pastoris). Gut geeignet und individuell dosierbar ist die Urtinktur von Ceres. Im Akutfall können stündlich 5 Tropfen eingenommen werden, bis die Blutung schwächer wird. Danach wieder 3-5x täglich 5 Tropfen während der Menstruationsblutung.

Blutbildung unterstützen

Bei sehr starken Menstruationsblutungen kann es zu tiefen Eisenwerten im Blut kommen, was vor allem Müdigkeit und Konzentrationsstörungen zur Folge hat. Auch hier gibt es gute pflanzliche und naturheilkundliche Mittel zur Unterstützung:

  • Brennessel (Urtica dioica): Fördert die Aufnahme von Eisen. Am besten als Pflanzenfrischsaft einnehmen.
  • Curryblatt (Murraya koenigii): Hilft ebenfalls, Eisen aus der Nahrung besser zu resorbieren.
  • Randensaft: Enthält natürliches Eisen und förderst so die Blutbildung
  • Wala Meteoreisen: enthält Eisenverbindungen in homöopathischer Form und unterstützt so den Eisenstoffwechsel
  • Weleda Anaemodoron: Mit Brennessel und Waldbeere, fördert den Eisenstoffwechsel regt die Eisenverwertung im Körper an.
  • Präparate mit Eisen in natürlicher Verbindung: z.B. Nutrexin Eisen aktiv, Floradix
  • Vitamin C: Unterstützt die Blutbildung indem es die Eisenaufnahme fördert

Für die Resorption von Eisen sind auch Bittermittel sehr wichtig. Sie tonisieren den Magen und fördern die Eisenaufnahme im Darm, z.B. Schafgarbe, Beifuss, Tausendgüldenkraut oder Ingwerwurzel.

Hitzewallungen und Schweissausbrüche zügeln

  • Pflanzen: Salbei, Traubensilberkerze, Rotklee (siehe östrogene Pflanzen)
  • Homöopathie: Sanguinaria
  • Leberunterstützend - Hitze ab- und ausleiten: Schafgarbe, Löwenzahn, Mariendistel, Tausendgüldenkraut
  • Wasseranwendungen: kalte Unterarmspülung, kaltes Fussbad vor dem Schlafen gehen, kalte oder basische Socken für die Nacht

Ein- und Durchschlafstörungen

Vegetative Symptome treten häufig als Beschwerden während den Wechseljahren auf. Auch dafür gibt es pflanzliche Helfer:

  • Hopfen, Hafer, Schlafbeere (Ashwangandha), Baldrian, Melisse, Lavendel in Form von Tropfen, Tee oder als Fertigarznei in Tablettenform

Stimmungsschwankungen

Neben den Schlafstörungen sind auch Verstimmung und Nervosität vegetative Symptome. Hier hilft:

  • Johanniskraut, Rosenwurz, Melisse, Passionsblume, Hopfen als Tropfenmischung, Tee oder in Form von Tabletten

Herzrasen, Herzstolpern

Funktionelle Herzbeschwerden können vor allem zu Beginn Angst bereiten. Bei Unsicherheit ist ein Gang zum Arzt empfohlen. Aus der natürlichen Hausapotheke gibt es folgende Pflanzen:

  • Weissdorn, Herzgespann, Wolfstrapp, Melisse als Tinktur oder Tee

Konzentrationsbeschwerden

Wenn einem plötzlich die Namen entfallen oder die Worte fehlen:

  • Ginkgo, Rosmarin, Taigawurzel, Rosenwurz als Tinktur, Tee oder in Tablettenform

Gelenkbeschwerden

Gelenkbeschwerden sind ebenfalls ein häufiges Phänomen, das während den Wechseljahren auftritt und durch die Hormonschwankungen verursacht werden kann. Diese Pflanzen können in dem Fall helfen:

  • Schachtelhalm, Esche, Mädesüss, Weidenrinde, Brennessel, Löwenzahn als Tinktur oder Tee

Gewichtszunahme

Der Energiebedarf nimmt mit steigendem Alter ab. In den Wechseljahren soll die Ernährung an den verminderten Bedarf an kcal angepasst werden. Bewegung kann den Energieverbrauch zusätzlich steigern.

  • Die Ausscheidungsorgane Leber und Niere bei der Entgiftung unterstützen: Löwenzahn, Brennessel, Birke, Schafgarbe
  • Stoffwechselschwäche: Blasentang (in Form von Fucus vesiculosus D2)
  • Die stoffwechselaktiven Darmbakterien unterstützen: Omni-Biotic metabolic

Trockene Schleimhäute

Vaginalcrème, Vaginalgel oder Vaginalzäpfchen können die Vaginalschleimhaut pflegen. Folgende Pflanzenwirkstoffe unterstützen die Wirkung:

  • Rotklee, Rhapontikrhabarber, Sanddorn, Granatapfelkernöl, Traubenkernöl, Nachtkerzenöl, Rosenöl
  • Ein Geheimtipp ist der Yoni Bliss Kräuterbalsam mit einem Potpourri an gesunden Frauenheilkräutern (z.B. Nachtkerze, Frauenmantel, Rose, Majoran etc.) der täglich bis zu zweimal zur Pflege der Vaginalschleimhaut aufgetragen wird.

Nicht nur die Vaginalschleimhäute werden trockener, sondern auch die Haut und die Augen. Dies soll beim täglichen Pflegeritual beachtet werden.

Libidoverlust

Pflanzen, welche die Durchblutung im Schoss anregen und die Lust steigern können:

  • Damiana, Rosmarin, Kudzu, indischer Basilikum (Tulsi), Yohimbe, Ginseng
  • Aromatherapie oder Badezusatz: Muskateller Salbei äth. Öl in die Duftlampe geben oder ein paar Tropfen dem Badewasser für ein sinnliches Bad beimischen.

Starke Knochen

  • Bewegung (Ausdauer, Kraft, Gleichgewicht) – Ernährung – Säure-Basen-Haushalt: Details siehe im Blogartikel «Die 3 Säulen für gesunde und stabile Knochen im Alter»
  • Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente: Vitamin D, Vitamin K2, Calcium, Magnesium, Mangan, Zink
  • Schüssler Salze: Nr. 1 Calcium fluoratum, Nr. 2 Calcium phosphoricum, Nr.11 Silicea
  • Weitere bewährte Naturheilmittel: Weleda Aufbaukalk, Flügge Kieselerde, Schachtelhalmtee

Wechseljahre natürlich behandeln – das Wichtigste in Kürze

Es ist überwältigend, mit wie vielen Pflanzen die Natur der Frau in den Wechseljahren zur Seite steht. Die Beschwerden sind unterschiedlich und verändern sich im Laufe dieses Lebensabschnittes. In der Anfangsphase sind Progesteron unterstützende Pflanzen die richtige Wahl. Wenn dann ab der Perimenopause auch ein Östrogenmangel entsteht, so gibt es viele östrogene Pflanzen, die während den sog. Östrogentälern Abhilfe schaffen können. Am besten lässt Du Dich von einer Naturheilpraktikerin begleiten oder lässt dich in der Drogerie oder Apotheke deines Vertrauens beraten. Denk daran, die Symptome verschwinden nicht über Nacht. Deshalb sei geduldig mit dir und deinem Körper. Nach vier bis acht Wochen sollte eine spürbare Verbesserung erkennbar sein.

Wichtig! Die typischen Symptome wie z.B. Hitzewallungen, Herzrasen etc. verabschieden sich mit dem Ende der Wechseljahre wieder. Was wir bis an unser Lebensende pflegen und unterstützen müssen sind die trockenen (Vaginal-)Schleimhäute und die gesunden Knochen!

Leidest auch du unter Zyklus- oder Wechseljahrbeschwerden? Ich berate dich gerne in meiner Praxis. Gemeinsam erstellen wir ein auf dich zugeschnittenes Therapiekonzept und eine geeignete Rezeptur an naturheilkundlichen Mitteln. Hier kannst Du online einen Termin buchen oder mit mir telefonisch Kontakt aufnehmen.

Zum Schluss mein persönlicher Buchtipp für dich: Margret Madejsky, «Lexikon der Frauenkräuter», hier werden die wichtigsten Pflanzen der Frauenheilkunde umfassend erklärt.

Ursula Heitz
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